Spiegelzeltblog 2013

7. Mai 2013

Liebe Zeltfreunde, Götz Alsmann war mit diesem Programm schon 2011 in der Weimarhalle. Fast original, mit kleinen Umstellungen und in gleicher Besetzung wurde "In Paris" auch im Spiegelzelt wiederholt Deswegen gibt es hier zunächst eine Ausnahme: die Kritik von damals, der fast Nichts hinzuzufügen wäre, außer...

Aber lesen Sie erstmal die damalige Kritik von mir, und dann gibt es drei Nachsätze:

STILECHT

Er macht das ja nun schon ziemlich lange, dieses Neu-Auflegen alter Schlagerschätze und Ohrwürmer. Aber der musikalische Tausendsassa und „Zimmer frei“-Gastgeber Götz Alsmann hat in seinem neuem Programm „In Paris“ wohl seine eigentliche Bestimmung gefunden. Die fast ausverkaufte Weimarhalle erlebte eine perfekte Zeitreise in die Sechziger, als Gilbert Becaud noch der Star in deutschen Kulenkampff-Wohnzimmern war, und die Baskenmütze als cool galt. Alsmann erliegt nicht dem Zeitgeist des Ironisierens: er nimmt seine erklärten Vorbilder ernst, er übersetzt adäquat ins Deutsche und erweist sich zudem als Perlenfischer, wenn er beispielsweise die Poesie und Lebensweisheit von Eddie Constantins „Vagabund“ wieder entdeckt. Und er kann sich zudem auf ein versiertes Team verlassen. Die alten Hasen Altfrid Maria Sicking (vb, xyl, tp), Michael Ottomar Müller (b), Rudi Marhold (dr), Markus Paßlick (perc), wie der Meister babyblaue Sakkos gekleidet, lassen den musikalischen Geist vergangener Chansonzeiten mit Rumba, Cha-Cha-Cha und Musette so stilecht auferstehen, dass man über die Virtuosität und Hingabe nur verzückt staunen kann. Alsmann selbst agiert brillant und souverän mit Klavier, Ukulele, Akkordeon und der markant einschmeichelnden Stimme. Zudem gibt er den Entertainer, der seine Womanizer-Attitüden humorvoll auslebt und nebenbei seine Weimarer Ortskenntnisse perfekt ausspielt. Ein sehr gelungener Abend und eine ehrliche Verneigung vor den Großen des Chansons wie Trenet, Aznavour, Salvador und Gainsbourg. Alte Schule mit vielen verminderten Schlussakkorden und modernem Geist gekoppelt:  das ist selten, und dadurch wertvoll. Deshalb vier stürmisch erklatschte Zugaben. Bravo!

Und nun die Nachsätze:

Nachsatz eins: Im November 2011 in Weimar gab es in der Weimarhalle zwar einen Glitzervorhang, der das Konzert passend in den Stil der sechziger Jahre tauchte. Aber gegenüber dem Zeltcharakter kann das einfach nicht bestehen, weil Alsmann a) durch das Publikum wandern konnte, und b) das Licht von Jens Voigtländer wesentlich stimmungsvoller war.

Nachsatz zwei: Sicherlich ist das Programm „In Paris“ schon oft gespielt worden, und Alsmann ist auch ein sehr begehrter Bühnen- und Fernsehstar. Allerdings fiel mir im Vergleich zum damaligen Auftritt auf, dass Alsmann im Spiegelzelt  schon viel zu routiniert mit seinen Mannen musizierte, und sanft merkbar etwas alkoholisiert war. Nun weiß ich nicht so recht, ob ich ihn  bewundern soll, weil er trotz Alkohol so perfekt gespielt hat, oder doch verdammen, weil es dem enthusiastischen Publikum gegenüber doch etwas unfair war.

Nachsatz drei: Trotzdem wieder ein tolles Konzert und wieder vier Zugaben.


SPRUCH DES TAGES

„Ich fühl mich wohl hinter dem Denkmal des unbekannten Pfostenlegers.“ Götz Alsmann zu seinem Platz am Klavier hinter einem Bühnenmast


SPLITTER

Es gibt ja mittlerweile viele Fans und Stammgäste im Zelt. Seltener ist es da wohl, dass ein Gast wirklich auch Gast heißt. Marianne Gast aus Mühlhausen brachte dem Intendanten Martin Kranz ein passendes Geschenk zum französischen Konzert mit Götz Alsmann: eine Riesenpackung mit Schokoriegeln von Merci.

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