Tagebuch von Matthias Huth 2009

 

30. November 2009


Ratz-WAZ zur Adventszeit


Ein Kommentar für Radio LOTTE von Matthias Huth


Dies ist eine traurige Geschichte der deutschen Medienlandschaft und keine Weihnachtsmär. Die Temperaturen sind für die Glühweinbesinnlichkeit zu warm, dafür weht in einigen Chefetagen ein schneidend kalter Wind. Handstreichartig wurde in der vorigen Woche der Chefredakteur der „Thüringer Allgemeine“ von der Geschäftsführung der WAZ gefeuert. Der Konzern sagt das natürlich nicht so, sondern verbreitet in gestelztem Politsprech, dass man für das Ehepaar Lochthofen jetzt Aufgaben hätte, die „den Kenntnissen und Fähigkeiten entsprächen“. Was auch immer dem Leser damit vorgegaukelt werden soll: für solcherart Beförderung hätte man wohl das zwanzigjährige Dienstjubiläum des Blattmachers im Januar 2010 abwarten müssen.

Dieser schwarze Donnerstag für Thüringens größte Tageszeitung verleitete Spötter zunächst zu der Annahme, man hätte vielleicht aus Versehen den falschen Chefredakteur geschasst. Doch auch den humorvollsten Kommentatoren war das Lachen schnell vergangen.

Der Zeitpunkt für den Rausschmiss ist perfide gewählt und sendet zudem ein verheerendes politisches Signal. Gerade hat man sich noch der Wende-Ideale von 1989 erinnert und ungereifte Blütenträume beschworen, dann wird der profilierteste Zeitungschef Ostdeutschlands von Planspielern aus Essen entsorgt. Die Gründe liegen auf der Hand. Der profitorientierte Content-Desk sollte auch bei der „Thüringer Allgemeine“ eingeführt werden. Gegen diese Anti-Qualitäts-Offensive hat sich Sergej Lochthofen entschieden und unbequem gewehrt. Bei Springer in Sachsen-Anhalt sind die Zeitungsleute da schon einen Schritt weiter: bei der „Mitteldeutschen Zeitung“ schaffen sie den Content-Desk ab Januar 2010 wieder ab. Und falls sich der geneigte Leser fragt, was sich hinter diesem englischem Managerwort verbirgt, sei nur soviel verraten: für unabhängige Berichterstattung steht dieser Fachbegriff sicher nicht.

Das Signal dagegen ist eindeutig: Der Osten kann es nicht, und bekommt auch keine mediale Macht. Lochthofens Nachfolger wird Paul-Josef Raue: ein harter Sanierer der schon die „Volksstimme“ in Magdeburg ausdünnte und mit dem Stallgeruch des Ruhrpotts den WAZ-Essenern weniger Ärger macht als ein intelligenter Streiter mit östlichen und thüringischen Wurzeln. Und geht man nach den jetzigen Erfahrungswerten der Raueschen Leitungstätigkeit, dann lagen Anzeigengeschäft und Redaktion öfter im unheiligen Bett.

Eine fast vergessene, unselige Fertigkeit der Ostdeutschen wird in den letzten Tagen allerdings reaktiviert. Man lernt wieder, zwischen den Zeilen zu lesen. Protestbriefe und Solidaritätserklärungen zur Causa Lochthofen werden zwar vereinzelt und nicht titelgebend in der „Thüringer Allgemeinen“ publiziert, aber man ahnt die Ohnmacht und Ventilfunktion. Und wer glaubt, eine Zensur fände an diesem Ort und in diesen Zeiten nicht mehr statt, verkennt die Beißfertigkeit der unlängst  eingeführten ZGT-Geschäftsführer. Demokratie war gestern.

Natürlich sind Sergej und Antje Lochthofen keine Heiligen. Mancher Kollege wurde vor den Kopf gestoßen, die Autoritäten zu sehr ausgespielt. Doch das ist in der Presselandschaft Deutschlands leider Usus, und in der Mitarbeiterführung in Einzelfällen sogar notwendig. Solcherart berechtigte Kritik ist keine Legitimation für Kreuzigung und Verbannung der Lochthofens. Denn am Ergebnis sollen sie gemessen sein. Und dieses Ergebnis ist eine bundesweit anerkannte, mit Preisen bedachte und innovative Tageszeitung im Herzen Deutschlands mit marginalem Leserschwund und regionaler Akzeptanz.

Was lernt der allgemeine Thüringer aus diesem Vorgang? Du kannst alles richtig machen, eine gute Zeitung wirtschaftlich, anspruchsvoll und erfolgreich leiten.  Beispielsweise. Du kannst sogar im hochkarätigen ARD-Presseclub wie ein Löwe für ostdeutsche Belange kämpfen: doch die Impresarios sitzen woanders. Und wenn du nicht durch engere Reifen springst, dann geht’s ab in die Wüste. Oder kürzer gesagt: Eine ostdeutsche Medienvertretung ist momentan nicht gewünscht!

Wer glaubt, dies sei ein Problem der neuen Bundesländer, sei ungetröstet. Im ZDF will man den Nikolaus aus ähnlich gearteten Gründen auch nicht.

In beiden Fällen sei ermuntert, den trügerischen Weihnachtsfrieden temporär aufzukündigen.



23. Oktober 2009


Volksnah


Das Kabarett „Die Arche“ überzeugt mit gelungenem Jubiläumsbeitrag


Die Tanzschule Kraut feiert ihr dreißigjähriges Bestehen, und dabei schaut ihr schelmisch das Kabarett “Arche” über die Schulter. Einheimische wissen um die namentliche Anspielung (Tanzschule Traut), und es wird nicht der einzige lokale Bezug bleiben. Mit der samstäglichen Premiere von “Alles superhammermegacool?!” liefert das Erfurter Kleinensemble ein pointenreiches Kabarettprogramm, welches ein Gespür für Thüringer Befindlichkeiten entwickelt. So in der Klage eines Domplatzanwohners, der mit der Dauerbeschallung der Volksfeste hadert, und letztlich dafür sogar eine Mieterhöhung erhält. Das neue Stadtlogo bekommt ebenso sein Fett weg (“erinnert an eine Hilfsorganisation”) wie die Landsregierung mit ihren Eiertänzen, doch wird das Klischee der Bösen da Oben und des guten kleinen Mannes erfreulicherweise nicht bedient. Denn die Pläne einer Mutter zur absurden Kinderoptimierung oder Reiseeindrücke bei Frankreichreisen und Kreuzfahrten lassen Wiedererkennungseffekte in allen Bevölkerungsschichten zu.

Manchmal blödelt das Spielerduo auch leichter zum Ziel, wenn sich beispielsweise zwei Extrembergsteiger übertrumpfen wollen. Mit satirisch geschärften Texten  und dem routiniertem Agieren  von Gisela Brand und Andreas Pflug gelingt der “Arche” ein heiter befreiender Abend, der unser Konsum- und Leistungsdenken kritisch spiegelt. Stellenweise pointiert und mit solide gebauten Szenen ätzt man über Bankenunwesen, Gefängnisbauten und Auswüchse der Regenbogenpresse. Das Publikum kann sich prächtig amüsieren und tröstet sich über textliche Schwachpunkte bei den Liedtexten hinweg, wobei hier der Eingangssong “Superer” ausdrücklich ausgenommen sei. Die drei Musiker der Arche-Band sind  gewohnt verlässliche Begleiter; Keyboarder Wolfgang Wollschläger testet sich sogar in zwei Spielszenen auf der Bühne akzeptabel aus. Fazit: ein bodenständiger und lachintensiver Erfurter Kabarettabend – nur den blöden Titel sollte man ändern.


19. Oktober 2009


Morsche Mauern und starke Geister


Abschlusskonzert des Töttlebener Kultursommers als Manifest des Bürgerwillens


Petrus hätte spätsommerliche Temperaturen an diesem Sonntagnachmittag senden  können. Doch auch ohne Witterungsbeistand geriet das diesjährige Abschlusskonzert des „Töttlebener Kultursommers“ zum herzerwärmenden Erlebnis. Die Dorfkirche, um deren Sanierung es den Besuchern vorrangig geht, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Andächtig lauschte man dem Duokonzert, welches Reiner Gebauer und sein Blockflötenspiel mit dem Cembalisten Christoph Schwabe vereinte. Die instrumentalen Verstimmungen umschiffte man souverän, denn hier waren zwei alte Klassikhasen am Werk, welche den sächsisch-thüringischen Musikadel repräsentierten. Die seelenvollen Interpretationen kleiner Werke von Bach, Telemann und Vivaldi trotzten geistig den Kältegraden und bewiesen die hohe Musikalität der Akteure.

Ergänzt wurde das Konzert durch poetisch reflektierte allegorische Naturbeobachtungen Christoph Schwabes. Entlehnt aus unveröffentlichten Manuskripten las Ulrike Haase Geschichten von Blumen, Insekten und Wetterläufen. Die Sinnbilder von Werden und Vergehen bedürfen des Lektorats, weisen Schwabe aber als akribischen Betrachter aus. Der Musiker gerierte am Ende des verdient beklatschten Konzerts als Mahner. Denn die sichtbaren Risse im Kirchengemäuer erzwingen Handlungsbedarf. Eine baupolizeiliche Sperrung könnte die Kulturaktivitäten sabotieren. Deshalb empfahl Schwabe die Gründung eines Interessenvereins, um den Verlust der Dorfkirche zu verhindern. So wurde der Konzertgenuss gleichzeitig zu einem Manifest des dörflichen Bürgerwillens.

Umso verwunderlicher scheint, dass die kirchlichen Verantwortlichen die Initiative der umtriebigen Birgit Keil und ihren Mitstreitern überlassen. Engagiert und mit emotionalem Feuer setzt sich die Musiktherapeutin quasi im Alleingang für den Erhalt der historischen Glaubensstätte ein, während sich Pfarrer und Gemeinderatsmitglieder eher bedeckt halten. Dabei müsste es für die Kirchenvertreter ein willkommenes Präsent sein, wenn sich Bürger solcherart in ihrem Sinne engagieren. Birgit Keil lässt allerdings sich in ihrem kreativen Idealismus nicht ausbremsen.  Die Besucherzahlen bei den sechs jährlichen Veranstaltungen geben ihr Recht. 2010 geht der „Töttlebener Kultursommer“ in seine vierte Runde und wird durch die Theaterinszenierung  „Romeo und Julia“ erweitert.

Nach dem Konzert lockte noch eine Besonderheit in die benachbarte Gaststätte „Anger 2“. Die Betreiber engagierten sich auf ihre Weise: mit preisgünstigem und schmackhaftem Buffett rundeten sie den kulturellen Herbstgenuss kulinarisch ab. Eine unaufdringliche Geste, die schon Tradition ist und gleichzeitig das sanfte Wirken von Birgit Keil und ihrer Mitstreiter würdigt. Insofern ist der „Töttlebener Kultursommer“ auch demokratische Willensbildung, die gegenüber  hochsubventionierten Projekten Vorbildcharakter besitzt und schon deshalb schützenswert ist.




6. September 2009


Authentische Aufklärung


Anna Walentynowicz ist kein Name, der sich ins Gedächtnis der Deutschen eingenistet hat. Selbst der Hinweis, dass die mutige polnische Kranführerin durch ihren Einsatz in der Danziger “Leninwerft” die Gründung der “Solidarnosc” forcierte und damit eine der mächtigsten oppositionellen Vereinigungen des Ostblocks ins Leben rief, reicht in Deutschland nicht für eine historische Anerkennung. Regisseur Volker Schlöndorff hatte vor zwei Jahren versucht, der Frau mit dem Film “Strajk – Die Heldin von Danzig” ein Denkmal zu setzen, und das ist ihm leider misslungen. Trotz Besetzung mit hochkarätigen Schauspielern wie Katharina Thalbach in der Titelrolle und Dominique Horwitz als fürsorglichen Ehemann kann der Film mit seiner reißbrettartigen Episodenkonstruktion nicht berühren, und fesselt allein durch den akribischen Versuch, Authentizität zu zeigen. So bleibt “Strajk” eine illustrierte Geschichtsstunde, die im Rahmen der Kunstfest-Reihe “Film-Wende / Wende-Filme” am Samstag im gutbesuchten “mon-ami”-Kino gezeigt wurde.

Dass der Abend trotzdem spannend wurde, lag an der durch das Bauhaus-Filminstitut Weimar organisierten begleitenden Gesprächsrunde. Prof. Wolfgang Kissel moderierte freundlich und kenntnisreich ein aufklärerisches Gespräch mit Dominique Horwitz und dem ver.di-Landesbezirksleiter Thomas Voss über historische Hintergründe und Insiderwissen zu dieser Filmproduktion. Voss war zur heißen “Solidarnosc”-Zeit als taz-Redakteur in Danzig, und kannte Anna Walentynowicz und den Gewerkschaftsführer und späteren Nobelpreisträger Lech Walensa aus eigenem Erleben. Zudem war er Gründungsmitglied der “Solidarnosc” und konnte in dieser Funktion die damalige Berichterstattung sachkundig  ergänzen. So beispielsweise durch den Aspekt, wie stark katholische Religionsführer den Streik entweder unterstützten oder unterminieren wollten, oder welche Umstände es der damaligen Parteiführung unmöglich machten, den Streik durch Waffengewalt zu beenden.

Horwitz schilderte die Produktions-Umstände des Films, der ja durch den vehementen und unsachlichen Einspruch von Anna Walentynowicz stark in Mißkredit geraten war. Für die polnischen Komparsen war der Streik in Danzig schon “kalter Kaffee”, stellte er im Vergleich zu politischen Dreharbeiten in Ruanda fest. Voss und Horwitz beschrieben die eher unfreiwillig ins Rampenlicht gekommene Walentynowicz als äußerst renitente Person, verstritten und vereinsamt: “Keiner hat etwas Gutes über sie geredet”. Gleichwohl schätzten beide ihre Einstufung als “Heldin” als durchaus angemessen ein.

Schwerpunkt der Publikumsdiskussion waren sowohl aktuelle Bezüge als auch die unterschiedlichen Sichten auf die damaligen Ereignisse aus ost- und westdeutscher Sicht. Befragt, warum es in der DDR keine adäquate Organisation gegeben habe, lautete das ernüchternde Fazit: “Den Leuten ging es hier noch zu gut!”

Heute ist die “Solidarnosc” nur noch eine kleinere von drei polnischen Gewerkschaften, und ihr politischer Einfluss eher gering. So erbarmungslos kann Geschichte sein.



23. August 2009


Selbstläufer


Sie müssen sich nichts mehr beweisen, und so spielen sie entspannt gegen die temporären Regenschauer an. Die 1100 Zuschauer sind am Freitagabend mit Schirmen und Überhängen gewappnet, um „Paulchen“ zu huldigen und einen nostalgischen Höhepunkt der Arena zu feiern.

Der Jazzpianist Paul Kuhn ist eine Legende, und das genießt er auch. Mit sparsamen Gesten und freundlichem Understatement moderiert der verschmitzte Achtziger knapp und treffend und erzeugt akkordisch sowie mit perlenden Läufen einen souveränen Swing auf dem Flügel. Ab und zu singt er auch, so wenn er mit „London by Night“ seiner Lieblingsstadt huldigt.

Er hat viele alte Freunde mitgebracht, ein Bigbandoktett mit sattem Bläsersatz und versierter Rhythmusgruppe. Mal im Trio, mal in kleiner Quartettbesetzung variiert Kuhn  exzellent arrangierte  Standardballaden und verhilft seinen Kollegen zu solistischen Höhenflügen. Tony Lakatos,  am Saxophon selbst eine Legende, gibt ein gefühlvolles „Body and Soul“ und Trompeter Ack van Rooyen serviert „Just friends“ im entspannten Latinotakt. Nach 100 Konzertminuten fordert das Publikum frenetisch Zugabe, die mit dem Bebop-Hit „Blue Monk“ gewährt wird. Ein Selbstläufer, stellvertretend für die Kulturarena, welche gestern mit dem ausgelassenen „Russkaja“ endete und mit insgesamt fast 72000 Besuchern seinen Rang als vielleicht wichtigstes und freundlichstes Sommer-Festival verteidigte.



19. August 2009


Durchwachsen


Achte Kurzfilmnacht in der Kulturarena als Leistungsschau und Besuchermagnet


Alle Jahre wieder kommt die Kurzfilmnacht in die Kulturarena. In der achten Auflage präsentierten am Dienstagabend das „backup-Festival Weimar“, das „Filmfest Dresden“, das Jenaer Kurzfilmfestival „cellu l’art“ und der Amateurfilmverein „VIDEOaktiv“ aus Jena als bewährtes Quartett des Vorjahres eine Auswahl ihrer Favoriten. Damit genießt die Filmnacht den Status der Exklusivität, und wurde dafür mit einer übervollen Arena belohnt. Leider wurde die späte Vorstellung aufgrund technischer Probleme um eine halbe Stunde verzögert. Steffen Quasebarth führte mit passendem sarkastischem Witz und Fachkenntnis durch das Programm, während die Interviews mit den Präsentatoren kaum Erkenntnisgewinn brachten. Die diesjährige Auswahl bot weniger und längere Filme sowie im Gegensatz zum Vorjahr ein eher durchwachsenes Niveau. Wacker schlugen sich die Amateure von „VIDEOaktiv“ mit einem gelungenen Trailer und der witzigen Beobachtung einer Wespe und traten den Beweis, an, dass man mit wenig Mitteln achtbare Filmergebnisse liefern kann. Publikumsfavorit war der von „cellu l’art“ gezeigte 3-D-Animationsfilm „Our wonderful nature“ mit einer urkomischen Deutung des Paarungsverhaltens von Wasserspitzmäusen. Die besten Beiträge kamen vom „Filmfest Dresden“ mit der berührenden dänisch-isländischen Studie aus dem Jugendmilieu „Zwei Vögel“ und der tiefgründigen Animation „Skhizein“, in der ein Mann mit den Folgen von Meteoriteneinschlägen ungewöhnlich leben muss. Die Beiträge der Weimarer wirkten dagegen zu lang und unausgereift, alleine das Musikvideo „Blütenstaubromanze“ konnte inhaltlich und formal überzeugen. Insgesamt also eine qualitativ uneinheitliche Filmschau, die im nächsten Jahr eine technisch akzeptablere Vorbereitung bekommen sollte, damit die letzten Beiträge trotz der Nachtkälte von allen Besuchern genossen werden können.



14. August 2009


Konzertierte Langeweile


Sängerin Soha mit Band lieferte gefälligen Popmix in der Kulturarena


Sicher: sie ist schön anzusehen, bewegt sich mit rotem Kleid geschmeidig auf der großen Bühne und bringt für den Donnerstagabend mit sommerähnlichen Temperaturen ein bisschen Südwind in die Kulturarena. Mittels eines gefälligen Mixes aus Bossa, Chanson, Soul und Folk und einem Bandquartett im Hintergrund zelebrierte die französische Sängerin Soha mit marokkanischem und nubischem Familiengepräge eine kleine musikalische Rundreise durch die Popwelt, ohne dabei irgendetwas Originelles hören zu lassen. Sattsam bekannt sind die Harmonien und groovenden Rhythmusstrukturen, und lange wird über zwei Akkordwechsel improvisiert. Die Musiker wie Pascal Pallisco am Akkordeon oder der akustische Gitarrist Jean M'Ba N'gguema bleiben bei ihren solistischen Ausflügen unter dem gewohnten Arenaniveau. Trotzdem lassen sich die rund 2400 Zuschauer von dem Charme der Akteure willig anstecken, und so wogt die Menge zu Marenga- oder Reggeaerhythmen und feiert die Gunst der zwei Stunden.

Entweder war Sängerin Soha an diesem Abend nicht in Form, oder sie hat tatsächlich keine ausdrucksstarke Stimme. Stilistisch pendelt ihr Konzept zwischen Marla Glen und Milva, doch fehlt dem Angebot der Kick, welcher über das pure Unterhalten hinausgeht. Das ist sicher nicht verwerflich, aber eben langweiliger als andere Arenakonzerte. Trotzdem endet der Abend mit zwei animatorisch geprägten  Zugaben, und so sei die Spielfreude und das unprätentiöse Auftreten versöhnlich zu loben. So bleibt das freundliche Fazit: Netter Abend, so lala.



9. August 2009


Regenzauber


Hubert von Goisern verzaubert 3000 Zuschauer in der Kulturarena


In der Mitte des Konzerts ziehen dunkle Wolken auf, und er singt vom Regen. Vielleicht hat der Bühnenmagier das drohende Nass nach Burkina Faso gezaubert, wie er es vor ausverkauftem Arenarund am Samstagabend wünscht. Jedenfalls fällt in Jena kein Tropfen, und der stimmungsvolle Sommerabend kann ungehindert fortgesetzt werden.

Hubert von Goisern ist wiederholter Arenagast und mittlerweile eine Marke für alpine Weltkultur. Er hat da viele Brüder im Geiste wie Niedecken von BAP oder „Biermösl Blosn“. Ganz in Weiß eröffnet der Sänger und Kosmopolit mit seinen vier  jungen österreichischen Bandkollegen und einem weiblichen Backroundtrio seine stilistische Rundfahrt in die Weiten des Pop, Rock, Jazz und Folk. Sein Konzert speist sich vor allem aus der aktuellen Live-CD „Haut und Haar“ welches wiederum durch viele Neuinterpretationen alter Hits wie „Auseinandertreiben“ oder „Mercedes Benz“ glänzt. Und es wird viel gejodelt, unterlegt von atmosphärischen Synthesizerflächen und den kräftigen Sopranvocalisen von Sängerin und Perkussionistin Maria Molling. Solches  hat das Publikum erwartet, und so gibt es statt instrumentaler Überraschungen lange, und warmherzige Moderationen und genreübergreifende, perfekt servierte  Hausmannskost.

Goisern, der Multiinstrumentalist spielt an diesem Abend Trompete, Mundharmonika, Akkordeon und Gitarre gleichermaßen gut, und verzaubert mit seinem sanften Charisma die über 3000 Zuschauer nachhaltig. Als er vor drei Zugaben seinen Konzert-Marathon mit dem „Weltuntergang“ endet, schmettert er zum Abschluss: „Bevor i a Blödsinn sing, hör i jetzt auf“. Ein konsequenter und witziger Schluss eines romantischen und energiegeladenen Liveauftritts. Servus, und gerne bald wieder.



2. August 2009


Sonnenenergie


Roberto Fonseca überzeugte wiederholt vor 1800 Besuchern der Kulturarena


Es ist selten, und dafür umso schöner, wenn die Musiker mit ihrer Spielfreude das Zeitlimit der Arena ausreizen. Roberto Fonseca, der kubanische Klaviervirtuose mit steifem Bowler löste am Freitagabend diese Vorgabe bravourös ein und bescherte dem Jenaer Festival einen seiner Glanzpunkte. Vor zwei Jahren gastierte Fonseca mit seiner Band in der Kulturarena noch im Feeling des „Buena Vista Social Clubs“. Diesmal verneigte er sich vor mehr als 1800 Besuchern beim zweiten Titel „My Song“ vor dem Übervater Keith Jarrett und schuf mit seinen intensiven Soli eine energetische Atmosphäre. Mittels klassischer Jazzbesetzung lotete Fonseca die Bandbreite der Genres genussvoll aus: ob Bebop, Latino, Funk oder orientalische Einflüsse: kraftvoll und leidenschaftlich bediente das Quintett im europäischem Jazzstil jede Facette und erinnerte in den leiseren  Passagen teilweise an die legendäre Formation „Oregon“. Besonders das sanfte Saxophon von Javier Zalba ließ diesen Vergleich durchaus zu. Fonseca glänzte mit perkussivem Spiel und erfindungsreicher Harmonik und vermied es dabei gekonnt, die Manierismen von Jarrett nachzuahmen. Der Lohn war ein kompaktes Bandkonzept mit solistischen Freiheiten, welche aber nie in öde Virtuosenspielchen ausarteten. Die Band präsentierte Titel aus dem letzten Album „Zamazu“ und der neuesten Produktion „Akokan“ in aktueller Originalbesetzung. Das Publikum ließ sich von dieser Melange gerne mitreißen, spendete viel Zwischenapplaus und erklatschte die bereitwillig gewährten Zugaben. Fazit: Jazzvirtuosen mit kubanischer Sonnenenergie treffen Jenaer  Sommerabend – ein ideales Arenaerlebnis.




23. Juli 2009


Feuerwerk


„Soil & Pimp Sessions“ vor wenigen Besuchern als Entdeckung der Kulturarena


Nein, nur 700 Besucher hatte das japanische Sextett „Soil & Pimp Sessions“ in der Kulturarena nicht verdient. Vielleicht lag es ja auch an der Jazzetikettierung, dass sich am Mittwochabend eher fachkundiges Publikum einfand, doch das erlebte eine der spannendsten Neuentdeckungen dieses Jahres. Die junge Band aus Tokio mixt frisch und frech alle tanzbaren Musikstile des Pop. Konzeptionell geht das Konzert  von Anfang an in die Beine und stellt selbst Jazzpuristen zufrieden.

Das liegt vor allem an der Virtuosität der Musiker. In expressiven Soli beweisen Saxophonist Motoharu, Trompeter Tabu zombie und Pianist Josei in klassischer Barbesetzung furios ihre Talente. Kontrabassist Akita Goldman und Schlagzeuger Midorin sorgen für verlässlichen Backround und permanenten  Drive. So entwickelt sich vom anfänglichen „World wide“ bis zum abschließenden „Satsuriku Rejects“ ein atemberaubender Reigen mit Swing- und Latinoeinlagen sowie exakten und packenden Arrangements, welche die spielfreudigen Musiker aber keineswegs einengen. „Soil & Pimp Sessions“ bedient sich dabei locker, wie beispielsweise beim salsaorientierten  „Fantastic Planet“ mit Melodien von Altmeister Al Jarreau, deutet sie harmonisch um und animiert  die begeisterten Zuhörer zum Mitsingen. Shacho aka President fungiert bei der Band als Dirigent und Animateur, heizt zusätzlich tüchtig ein, bis nach der begeistert erklatschten Zugabe die Band und der milde Sommerabend das euphorisierte Publikum entlässt. Fazit: 90 Minuten Acid-Jazzfeuerwerk der neuen Generation. Oder wie skandierten die Musiker: „Music has no border“.



17. Juli 2009


Aktuelle Altmeister


„Mother’s Finest“ rockten den Arenaabend vor rund 1200 begeisterten Zuschauern


„Was, die gibt es noch?“, fragte mein Bekannter überrascht, als ich ihm offerierte, dass „Mother’s Finest“ am Donnerstagabend die Kulturarena beehren würden. Ja, die Band existiert noch, und spielt so lebendig wie in frühen Jahren. Das war in den Siebzigern, als „Mother’s Finest“ als Inbegriff für harten Funkrock galt, und es den Begriff „Headbanger“ noch nicht gab. Zwar löste sich die Band 1983 auf, vereinigte sich aber 1989 mit gleichem Konzept wieder.

Besonders Musiker schätzten bei den energiegeladenen Auftritten, so beispielsweise beim Rockpalast 1978, die Präzision und den Slapbass von Jerry „Wyzard“ Seay und die Powerfront-Sängerin Joyce „Baby Jean“ Kennedy, welche mit ihrem Mann Glenn „Doc“ Murdock das Sextett gründete.

Der Arenaabend war eine Zeitreise für die überwiegend älteren Semester im Zuschauerrund. Der klugen Regie von „adapoe“ war es zu danken, dass in den Nachbarhäusern nicht die Scheiben splitterten und der Sound transparent statt ohrenbetäubend überzeugte. Wuchtige Bässe eröffneten das Konzert, bis die schwarze Königin „Baby Jean“ mit Ledermieder, wilder Blondfrisur und kraftvoller Stimme die Regie übernahm, und das Publikum energetisch animierte. Die Lady ist in die Jahre gekommen, aber ihre Sechzig hört und sieht man ihr nicht an, und so kokettiert sie nach 80 Minuten mit ihrem Alter und schiebt Arztverordnungen für das allzu schnelle Konzertende vor. Doch bis dahin erklingen Hits wie „Baby love“, „Mickeys Monkey“ und „Hard Rock Lover“ und schließlich auch „Mandela Song“ als Referenz an die Black-Power-Bewegung. „Doc“ Murdock wechselt sich mit seiner Frau bei den Gesangsparts ab, steht aber berechtigt in ihrem Schatten. Die „Neuzugänge“ John Hayes (git) und Schlagzeuger Joey Williams sorgen mit schnellen Soli und eingängigen Riffs für die erwartete Bewegung. Die Band ist mit ihrem handgemachten, urwüchsigen Funkrock aktuell, obwohl sich das Konzept deutlich an die 1990er Live-CD „Subluxation“ anlehnt. Im Zugabenteil wieder Gewohntes, wenn auch etwas kraftloser geboten, und so entließ „Mother’s Finest“ die rund 1200 Zuschauer zeitig in eine warme Sommernacht. Fazit: Eine zu kurze Reise in die Vergangenheit, welche die Pop-Gegenwart immer noch prägt.




10. Juni 2009


Zusammenspiel mit Hochtalentierten


Unterhaltsamer Konzertabend in der Erfurter Oper mit beeindruckenden Jungsolisten


In erneuerter Auflage stand man „Zusammen am Pult“ und die gut gefüllte Erfurter Oper bot damit am Dienstagabend ein abwechslungsreiches Konzert. Die Idee, jungen und begabten Musikschülern einen Einstand auf großer Bühne zu geben, scheint Herzenssache des Gastgebers Guy Montavon zu sein. In seiner eröffnenden Rede bekannte er seine Verbindung zum Abendpublikum als musikerziehender Vater.

Das Niveau des Abends unter dem Dirigat von Walter E. Gugerbauer und Johannes Häußler war hoch angesetzt. Bruckners „Drei Orchesterstücke“ führten Jugendsinfonieorchester und Philharmonisches Orchester der Landeshauptstadt gebührend ein. Im Verlauf des Abends erwiesen sich beide Ensemble als zuverlässiger Background, wenn auch Tempiverzögerungen die Amateure von Profis schieden. Den Solistenreigen eröffnete der Fagottist David Leschowski und bot die Romanze des Neuklassikers Elgar sehr konzentriert. Ebenso wie die meisten seiner solistischen Mitstreiter sammelte er Erfahrungen und Preise bei „Jugend musiziert“. Der neunjährige Valentin Chang geigte sich mit Vivaldis a-Moll-Allegro zum Publikumsliebling, während Blockflötistin Mirjam-Luise Münzel bei gleichem Komponisten die zwei Sätze  fast professionell meisterte. Henrike Spittel hatte sich mit Kabalewskis Konzert für Violine und Orchester den schwierigsten Part des Abends vorgenommen. Das Stück verlangt Schwung und Virtuosität. Die Violinistin zeigte eine sehr achtbare Leistung, war aber mit der Komplexität der Vorgabe doch etwas überfordert.

Die ausgereiftesten solistischen Leistungen waren dem zweiten Konzertteil vorbehalten. Konstantin Münzel, Schüler der Edith-Stein-Schule überzeugte mit dem ersten Satz des Konzerts für Violine und Orchester von Haydn: stringent, sicher und unaufgeregt führte er den Bogen. Augen- und Ohrenweide waren die Sängerinnen Dorothee Donat, Christina von Obstfelder und Sandra Weigel sowie Friederike Voß als Pamina mit „Bald prangt den Morgen zu verkünden“ aus Mozarts „Zauberflöte“. Intonationsrein und chorisch abgestimmt lieferte das „Engelstrio“ untadelige Leistung, während Voß den Sangespart nicht ganz so souverän beherrschte. Überragend am Schluss der Cellist Hauke Jung mit einem sehr emotionalen Konzert von Edouard Lalo. Hier reift ein Meisterklässler mit einer für seine Jugendlichkeit schon sehr erwachsenen Interpretation des anspruchsvollen Werks.

Fazit: ein anregender Abend, nah am Profilager, der die vom Intendanten avisierten Fortsetzungen unbedingt verdient hat.




27. April 2009


Formenvielfalt


Weimar besitzt das (traurige) Privileg, der einzig verbliebene deutsche Austragungsort des Festivals „Tres court“ zu sein. Das „Lichthaus“-Kino bietet dem ambitionierten internationalen Kurzfilmwettbewerb, der in über 40 Städten zeitgleich stattfindet, seit fünf Jahren eine würdige Heimstatt. Mit Unterstützung von Wolfgang Kissel und Juliane Fuchs von dem Bauhaus Film-Institut und finanzieller Hilfe der örtlichen Stadtkulturdirektion lockte „Tres court“ am vergangenen Wochenende vorrangig Studenten in den Kinosaal, obwohl das Programm durchaus für breitere Publikumsschichten angelegt ist.

Die Zuschauer konnten insgesamt 51 Kurzfilme bewerten, deren einziges Vorauswahl-Kriterium eine maximale Länge von drei Minuten war. Vorangestellt wurden an beiden Tagen Produktionen der Bauhaus-Universität. Der Samstag bot in dieser regionalen Auswahl konstruktivistische Kurzfilme, während der Sonntag den Animationen vorbehalten war. Bemerkenswert blieb hier „Nur Fliegen ist schöner“ mit einem ausgereiftem Cartoonstil von Franka Sachse. Ansonsten gab es viele Formexperimente, dagegen fehlten zum internationalen Vergleich die originellen Geschichten.

Der Hauptwettbewerb zeigte sich in diesem Jahr stärker politisch engagiert. Der französische Film „We’ll see" mag dafür in seiner schlichten, aber eindrucksvollen Artwork  als Beispiel dienen:  auf einer Weltkarte werden in chronologischer Abfolge die Kriege und deren Opfer symbolisiert. Sehr poetisch kam mit fischigen Fabelwesen in der Wüste der italienische Beitrag „Babau“ ins Rennen, ebensolches gilt für die Graffiti-Geschichte „Wake up“ aus Lyon. Mein Favorit war der perfekt animierte rumänische Beitrag „Immerse“, der überraschend die Auflösung einer Tablette interpretiert.

Humor ist ein Pfund, mit dem der Wettbewerb gekonnt wuchert: ob in dem isländischen „Support“ ein Lebensmüder seinen Bettnachbarn fraglich unterstützt, die „Devil dolls“ aus Amerika ein männliches Brustpiercing ungewöhnlich nutzen, oder Post-it-Zettel aus Großbritannien zu einer niedlichen Liebeserklärung führen. Die  nachgestellte, feministisch dominierte Schlussauswahl  außerhalb des Wettbewerbs war dagegen in Aussagen und Macharten eher problematisch. Trotz der vielfältigen, vorwiegend   unterhaltsamen Beiträge sind die Neuentdeckungen in Inhalt und Form aber weniger geworden, was sicherlich auch den gewachsenen finanziellen Grenzen des Festivals und seiner Zuarbeiter geschuldet ist. Insgesamt blieben zwei kurzweilige Filmabende, die in der nächsten Jahresausgabe wieder denselben Austragungsort finden sollten. Die Preisträger werden im Internet am Mittwoch bekannt gegeben.




5. April 2009


Bemüht und viel zu ängstlich


Die neue Premiere des Kabaretts „Die Arche“ versandet in Allgemeinplätzen


Der Programmtitel lehnt sich an einen großen deutschen Publikumserfolg an. Doch konnte die „Arche“-Premiere am Wochenende diese Erwartungen kaum einlösen. Nach Baukastenprinzip mit allzu bekannten kabarettistischen Versatzstücken versuchten die Routiniers Ulf Annel und Andreas Pflug sowie der hauptstädtische Gast Susanne Mitteis, musikalisch versiert begleitet von Wolfgang Wollschläger, einen Rundumschlag zu krisendominierten Gegenwarten.  Anstatt wie avisiert mit „KeinAngstHasen“ das Publikum und seine Ängste humorvoll zu therapieren, zeigten sich dabei aber eher  exemplarische Probleme des Ensembles. Dazu gehört die mangelnde Thüringer Verortung. Auch wenn man deutschlandweite und globale Missstände thematisiert, bleibt es bis auf marginale Ausnahmen („Wir von der Marbach-Hochheimer“ und zwei schwarzhumorigen Althaus-Kommentaren) sehr allgemeinplätzlich und klischeebeladen. Man pflegt weitestgehend Konversation mit oberlehrerhaftem Wortwitz, während neue politische Scharfzüngigkeit trotz real existierender Steilvorlagen entfällt. Der „Wahl-Navigator“ geißelt im Ansatz originell die Sprache der Politiker. Diese Nummer bringt vor allem durch das engagierte Spiel von Andreas Pflug verdiente Lacher, doch  keine neuen Erkenntnisse. Mitteis, Pflug und Annel dürfen ihren Affen viel  Zucker geben, und wenn sie Blödeln („In einem dunklen Land“) oder als schwer erziehbare „Rentner-Gäng“ geht es kräftig an die Lachmuskeln. Viel Gemütliches und Vorhersehbares unter der Nichtregie von Fernando Blumenthal wie das „blondierte Großhirn“, der kalorienbewusste Restaurantbesuch und der klamaukige Europa-Einheitstanz prägen das unentschiedene Programm, bei dem auch seltene Spitzen zu finden sind. Wenn Annel als Safeknacker das Grundgesetz zitiert oder Mitteis von einem übereifrigen Hartz-Kontrolleur in die Enge getrieben wird, ist das richtig gut und bitter und lässt politisches Kabarett aufleben. Herzlicher Applaus beendete einen sehr bemühten Abend, der hoffentlich zukünftig nicht arche-typisch werden sollte.



26. Februar 2009


Gitarristenträume


Seit Mittwochabend gibt es in der Barfüßerstraße einen Wallfahrtsort für Gitarristen. Wer den Wunsch (und das nötige Kleingeld) hat, um auf einem baugleichen Instrument  wie Eric Clapton, Andy Summers oder Jeff Beck zu spielen, wird in dem neueröffneten „Fender Custom Shop“ in „J&M Musikland“ sicher fündig werden. Außer in Berlin ist nun Erfurt eine weitere Anlaufstation in Deutschlands Osten, und das ist durchaus als Auszeichnung zu werten. „Um so einen Namen zu führen, muss man sich ausdauernd qualifizieren“, so Inhaber Jens Böhm. So werden  Gitarrenliebhaber im abgetrennten Bereich des „Musiklands“ durch Fachverkäufer professionell beraten, und individuelle Wünsche für die Liebhaberstücke berücksichtigt. Die Gitarren werden im amerikanischen Ursprungsland per Hand nachgefertigt, und man kann diese Kopien der Originale selbstverständlich antesten. Zur Eröffnung füllten fünfundzwanzig Musiker und andere Interessierte das Geschäft, um zu fachsimpeln und den Spielkünsten von Sven „Menne“ Lieser, vielen bekannt  durch die Erfurter „Simon & Garfunkel-Revival-Band“, zu lauschen. Und das wird sicher nicht das letzte Musikertreffen an diesem Ort sein...



11. Januar 2009


Sitzfrage


Wenn Frauen in der Innenstadt in den Modekaufkäusern ausgiebig die Angebote inspizierten, konnten sie zugehörige Männer für diese anstrengende Zeit gut und sinnbringend beschäftigen. Sie brachten die Herren in das Erdgeschoss von „Hugendubel“, setzten sie auf das große rote Sofa und überließen ihnen großzügig das  Zeitungs- und Magazinstudium. So wurden partnerschaftliche Konflikte vermieden. Die Frauen konnten ohne drängelnde Schulterblicke ihrem Hobby nachgehen, und riskierten keine Vorwürfe, wenn sie dabei die Zeit verloren. Doch nun hat „Hugenhabel“ dieses Sofa zugunsten bücherfernen Schnickschnacks wegrationalisiert, und die Herren lauern wieder missgelaunt vor den Modetempeln. Schade  eigentlich...

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